Grube Pauline

Pauline

Grube Pauline 1926

Die Grube Pauline zählt zu den ältesten bekannten Gruben im Geiseltal. Das Grubenfeld der Pauline wurde vermutlich Anfang der 30- er Jahre des 19. Jahrhunderts eröffnet und lag südlich des Müchelner OT Stöbnitz. Zuerst nur als Grube Nr. 21 geführt, erhielt diese Grube später den Namen Pauline. Ihre Ausdehnung betrug ca. 800- 1000m in der Länge und ca. 400- 600m in der Breite. Sie diente als Versorger für den Hausbrand. Ab dem Jahr 1834 konnten Betriebsergebnisse in den Akten von Archiven gefunden werden. Jedoch schloss diese Grube ihren Betrieb wiederum im Jahre 1837. Nach einer Unterbrechung wurde diese 1845 von Karl Friedrich v. Helldorff wieder eröffnet. Der Abbau der Kohle war von einfachster Form. Mit Hacke und Schubkarre wurde die Kohle gefördert und anschließend, mit Wasser vermengt, zu Kohlesteine (ähnlich eines Ziegelstein) in Formen gegossen. Sonne und Wind übernahmen die Trocknung.

Grube Pauline 1834-1930

Grube Pauline 1834-1930

Bildquelle: Du und Deine Zuckerfabrik, K.Wesche Verlag - Mücheln 1939

Im Juni 1864 kam es zu mehreren Beratungen auf dem Schloss St. Ullrich, deren Endergebnis die am 1.7.1864 gegründete Zuckerfabrik Stöbnitz war. Als Energiegrundlage diente die Kohle der Grube Pauline. Mit der Zuckerfabrik als Großabnehmer begann die Rentabilität der Grube. So wurden 2/3 der Jahresförderung der Zuckerfabrik verkauft. 1886 wurde eine Naßpressanlage mit einer Presse errichtet und 1890 kam eine Drahtseilbahn zur Zuckerfabrik hinzu. Weiter hinzu kam 1908 eine elektrische Zentrale mit 3 Drehstromgeneratoren die den Eigenbedarf abdeckte und auch an die Umgebung noch Strom liefern konnte. Mit dem Bau der Leunawerke wurde die Abbaurechte der Grube an die BASF verkauft. Die Leunawerke intensivierten den Grubenbetrieb und reihten die Grube in den Abbau in der Grube Elise II, der Grube Emma und der Grube Otto mit ein. Es erfolgte eine Förderung bis zu 2000t pro Tag. Der Abtransport der Kohle erfolgte über die Grube Elise II, die zusammen mit der Grube Otto über eine separate Gleisanschluss mit dem Ammonikwerk Leuna verbunden waren. Im Jahre 1930 war dann das Kohlevorkommen der Grube abgebaggert und die Grube an die Zuckerfabrik zurück gegeben. Fortan diente sie als Schlamm- und Aschegrube.

Grube Pauline als Rückhaltebecken

Grube Pauline als Rückhaltebecken

Bildquelle: Stadtarchiv Mücheln

Am 27. Mai 1942 sprachen Vertreter der Zuckerfabrik Stöbnitz bei der Direktion des Treibstoffwerkes Wintershall A.G. Lützkendorf vor. Grund des Besuches war die drohende Enteignung der ausgekohlten Grube Pauline, die als Vorhaltebecken für die Geiselregulierung dienen sollte. Die Vertreter der Zuckerfabrik legten ein noch nicht weiter ausgearbeitetes Projekt vor, indem das Treibstoffwerk die Rolle des Abnehmers spielen sollte. Allgemein bekannt war, dass Wintershall an gutem weichem Wasser für seine Prozesse interessiert war. Das im Geiseltal gewonnene Wasser bereitete Wintershall immer wieder Probleme durch seine besonders hohe Härte von 45 - 55 DH. Der Vorschlag sah vor im Gleinaer- und Eichstädter Grund zwei Staubecken zu bauen. Diese sollten die Niederschläge und Schneeschmelze im Frühjahr der umliegenden Felder aufnehmen. Man rechnete mit durchschnittlich 8000,000 cbm die der Wasserversorgung des Geiseltals und somit auch Lützkendorf zur Verfügung standen, bei einer Härte von 2 - 3 DH. Wintershall Lützkendorf war nicht abgeneigt, machte das Projekt von mehreren Faktoren abhängig. So sollten die Kohlewerke, die Stadt Mücheln und der Kreis mit in das Projekt einsteigen, da diese von dem Hochwasserschutz ebenfalls profitierten. Der Plan sah vor eine "Stauwassergesellschaft Mücheln Geiseltal" zu gründen, mit einem Anfangskapital von 20.000 RM. Nach dem ersten Entwurf sollten folgende Pflichten auf die einzelnen Gesellschafter zukommen:

-Kohlewerke (Michel, IG Farben, Salzdetfurth) betreiben die Errichtung zum Schutz ihrer Tagebaue vor Hochwasser. Dafür bringen die Kohlewerke das Baukapital auf, dass ihnen getilgt und verzinst wird. Als Sonderpflicht sollen die Kohlewerke die Enteignung und Beschaffung des Grundbesitzes betreiben.
-Wintershall schließt mit der Stauwassergesellschaft einen Abnahmevertrag ab, da das Treibstoffwerk weiches Wasser wünscht. Weiterhin liefert Wintershall die benötigten Rohrleitungen und Pumpen.
-Die Stadt Mücheln wünscht ebenfalls den Hochwasserschutz für ihre Anwohner und Schonung der Straßen/ Wege usw. Die Stauwasseranlagen werden durch das städtische Wasserwerk betrieben und dienen gleichzeitig als Wasserreserve. Die Stadt beteiligt sich durch eigenen Grundbesitz und erteilt ein Wegerecht.
-Die Zuckerfabrik entgeht der Enteignung ihrer Grube Pauline und übernimmt die gesamte Projektierung.

Hochwasser März 1947

Hochwasser März 1947

Bildquelle: Stadtarchiv Mücheln

Hochwasser März 1947 Wenden

Hochwasser März 1947 Wenden

Bildquelle: Stadtarchiv Mücheln

Dieses Projekt wurde bis zum Kriegsende 1945 nicht mehr verwirklicht. Die Kriegsereignisse, sowie der Mangel an Material und Arbeitskräften liesen allgemein nur noch kriegswichtige Projekte zu. Jedoch wurde der dringende Handlungsbedarf im März 1947 erneut sichtbar, als Schmelzwasser der umliegenden Felder Mücheln ein erneutes Hochwasser bescherte. Unter den neuen Eigentumsverhältnissen der sowjetischen Besatzungszone wurde die Grube Pauline dann doch als Regulierungsbecken benutzt und mit der Geiselverlegung in ein 38m höheres neues Bachbett gepumpt. Die Errichtung der Staubecken im Gleinaer- und Eichstädter Grund erfolgte in den Jahren 1958/ 59. Im April 1959 waren diese fertig gestellt und eingeweiht. Eine Nutzung des Niederschlagswassers wurde jedoch nicht erwogen.